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Medienzentren als Versuchslabore für digitale Bildung

Ein Beitrag von Andrea Dahms

NRW legt Förderprogramm für technische Ausstattung der kommunalen Medienzentren auf

MediaLabs, LearnLabs, Makerspaces oder gar ein komplett digitales Klassenzimmer – innovative Ausstattungsmerkmale, die einen modernen Unterricht in einer digitalisierten Welt kennzeichnen, gibt es mittlerweile zuhauf. Doch Einzug in die Schulen vor Ort haben davon nur wenige gefunden. Nicht viele Lehrkräfte besitzen zudem konkrete Vorstellungen davon, wie in einer solchen neuartigen Lernumgebung eigentlich ein pädagogisch sinnvoller Unterricht ablaufen kann.

Um dies zu ändern, startete das Land NRW zu Beginn des Jahres im Rahmen der Digitaloffensive ein Förderprogramm mit dem nüchternen Titel „Technische Ausstattung der Kommunalen Medienzentren“. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als der Wunsch, Medienzentren in ihrer Aufgabe als „Versuchslabore“ für innovativen Schulunterricht zu stärken. Unter realistischen Bedingungen sollen sich Lehrerinnen und Lehrer in den Medienzentren vor Ort und mit Unterstützung von Medienberaterinnen und Medienberater sowie kommunalen Fachkräften mit neuer Lern-Technik vertraut machen und Unterrichtsszenarien erproben. Für die Einrichtung solcher neuartigen Lehr- und Lernräume hat das Land deswegen eine einmalige Fördersumme in Höhe von 1 Mio. Euro bereitgestellt. Aus diesen Mitteln konnten die Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen bei der Medienberatung NRW bis Ende August Fördermittel in Höhe von zunächst einmalig 18.000 Euro beantragen.

Finanzspritze für Arbeit der kommunalen Medienzentren

In Westfalen-Lippe gibt es insgesamt 27 kommunale Medienzentren oder kommunale Einrichtungen, die die Aufgaben eines kommunalen Medienzentrums übernommen haben. Das Spektrum ihrer Tätigkeiten reicht von der Bereitstellung und dem Verleih lernförderlicher IT bis hin zur Beratung und fachlichen Qualifizierung von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften, aber auch Eltern und Erzieher*innen – und dies in allen Fragen rund um das Lehren und Lernen in der digitalen Welt.

Gleichwohl sind nicht alle Medienzentren und kommunalen Einrichtungen räumlich, personell und finanziell gleich gut aufgestellt, um den wachsenden Förderbedarf der Schulen im digitalen Wandel bedienen zu können. Hinzu kommt, dass besonders in großen ländlich geprägten Flächenkreisen zusätzlich der Einsatz mobiler Technik notwendig ist, um Medienberater*innen in die Lage zu versetzen, das Schulungsangebot für die Lehrkräfte auch direkt vor Ort passgenau in den Schulen durchzuführen.

Wie sehr nun die in Aussicht gestellte Finanzspritze des Landes von den Städten und Kreisen begrüßt wurde, zeigt die große Resonanz der Antragsstellung. Allein in Westfalen-Lippe haben 26 Medienzentren und andere kommunale Einrichtungen mit Beratung und Unterstützung des LWL-Medienzentrums erfolgreich einen Antrag zum Mittelabruf gestellt.

Roboter, VR-Brillen und 3D-Drucker im Unterricht

Ob Tablets, digitale Flipcharts und Whiteboards, VR-Brillen, 3D-Drucker, Robotik- und Coding-Sets, Drohnen und Wärmebildkameras – die Bandbreite der von den Medienzentren und kommunalen Einrichtungen im Zuge der Fördermaßnahme geplanten Anschaffungen, zeigt: Es sollen Experimentierorte entstehen, in denen Lehrkräfte eine Vielzahl moderner digitaler Technik für verschiedene Altersstufen testen können. Unter Anleitung von Medienberaterinnen und Medienberater oder kommunalen Fachkräften sollen sie dazu in speziellen Workshops geschult werden, um so neue Unterrichtsszenarien zu entwickeln.

Die Schulungsideen reichen vom grundsätzlichen Einsatz von Tablets im Unterricht inklusive hilfreicher Apps, über die Verwendung von Bluetoothsensoren im naturwissenschaftlichen Bereich, Robotik- und Coding-Workshops bis hin zur Produktion von Podcasts und Hörspielen, Radio-Workshops und Workshops für filmische Arbeiten.

Allen Vorhaben gemeinsam ist eine konzeptionelle Ausrichtung am Medienkompetenzrahmen NRW (MKR), der teilweise in die geplante Gestaltung der Räume einfließen soll: An Stationen, die die sechs definierten Kompetenzbereiche des MKR kennzeichnen – „Bedienen und Anwenden“, „Informieren und Recherchieren“, „Kommunizieren und Kooperieren“, „Produzieren und Präsentieren“, „Analysieren und Reflektieren“, „Problemlösen und Modellieren“ – sollen Lehrkräfte konkrete Inhalte, Werkzeuge, Projektideen und Konzeptvorschläge direkt ausprobieren können.

Zwar verfügen einige wenige Medienzentren schon heute über eine „Medienwerkstatt“, ein „MediaLab“ oder ein „Digitales Klassenzimmer“. Für sie war die Fördersumme willkommener Anlass, den weiteren Ausbau ihres bereits bestehenden Schulungsangebots voranzutreiben und z.B. um Bereiche wie Augmented und Virtual Reality, 3D-Technik oder Audio/Video-Produktion zu erweitern.

In anderen Städten und Kreisen wiederum hat die Fördermaßnahme des Landes für einen entscheidenden Schub gesorgt: Sie führte nicht nur zur Etablierung von Orten, an denen Lehrkräfte aller Schulformen neueste Lern-IT kennen lernen und unter fachkundiger Anleitung in Workshops qualifiziert werden, sondern löste grundsätzliche Überlegungen zur Weiterentwicklung der Medienzentren aus.

Rückfragen bitte an:
Andrea Dahms
Medienbildung
E-Mail: andrea.dahms@lwl.org

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