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Farbe & Beton

28.05.2025 Maxime Lindenbaum

Schlagwort: Fotografie

Ein fotografisches Gesellenprojekt am LWL-Medienzentrum für Westfalen

Im Rahmen seines Gesellenjahres hat sich Maxime Lindenbaum, Fotograf am LWL-Medienzentrum für Westfalen, mit Murals in Westfalen-Lippe beschäftigt. Sechs Monate reiste er durch die Region, um großflächige Wandmalereien im öffentlichen Raum zu fotografieren. Mit drei Künstlern aus Dortmund, Münster und Paderborn traf er sich dabei auch persönlich, um mehr über ihre Arbeit und die Geschichte hinter ihren Kunstwerken zu erfahren. Die Bilder der Fotodokumentation „Farbe & Beton“ werden Mitte Mai 2025 in einem Booklet/Zine (DIN A5) veröffentlicht und vom 8. Juni – 20. Juni in einer Fotoausstellung am Hawerkamp 31 e.V. in Münster der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Murals haben ihren Ursprung im mexikanischen Muralismo der 1920er Jahre. Nach der Mexikanischen Revolution dienten die Wandmalereien der politischen Bildung einer in großen Teilen analphabetischen Bevölkerung. In Europa wandelte sich die Motivik in den 1980er Jahren: Die Murals verloren ihren ernsten, anprangernden Charakter. An ihre Stelle traten Wandgemälde, die die Weltlage mit einem Augenzwinkern kommentierten und dabei zum Nachdenken anregten. Daneben entstanden surreale Werke, die ihre Betrachter zum Staunen und Träumen bringen sollten.

Bis heute sind Murals ein wichtiger Bestandteil urbaner Kultur. Sie bereichern den öffentlichen Raum auf vielfältige Weise, verschönern triste Stadtviertel, erzählen Geschichten und vermitteln kulturelle Identität. Ihre künstlerische Gestaltung reicht von realistischen Porträts bis zu abstrakten Designs. Dabei schlagen sie eine Brücke zwischen Kunst und Mensch, indem sie Werk- und Lebensraum unmittelbar miteinander verbinden. Nicht selten wird die Bevölkerung auch direkt in die Umgestaltung ihrer Umgebung einbezogen. Der Schaffensprozess wird so zu einem gemeinschaftsstiftenden und -stärkenden Moment.

Die Fotodokumentation soll Menschen jeden Alters ansprechen, die sich für Street Art und die regionale freie Kunstszene in Westfalen-Lippe begeistern. Für Schüler:innen bietet das Projekt zudem die Möglichkeit, sich mit zeitgenössischer Kunst und ihren variablen Ausdrucksformen zu beschäftigen. Einige der fotografierten Murals entstanden in enger Zusammenarbeit von Künstler:innen und Schüler:innen. Damit sind die bunten Wandmalereien als Symbol für Integration und Selbstwirksamkeit in der Kunst zu sehen: Werke von allen, für alle.

Die Fotodokumentation „Farbe & Beton“ entstand zwischen Juni 2024 und Juni 2025 als fotografisches Gesellenprojekt im Referat Medienproduktion des LWL-Medienzentrum für Westfalen. Als Kultur- und Bildungseinrichtung des LWL hat das Medienzentrum den dreifachen Auftrag, das audiovisuelle Erbe der Region zu sichern (Bild-, Film- und Tonarchiv), die Geschichte und Gegenwart Westfalens fotografisch und filmisch zu dokumentieren und mediengestützt zu vermitteln (Medienproduktion) und das Lernen in der digitalen Welt in Schulen und außerschulischer Bildung zu unterstützen (Medienbildung und -bereitstellung).

Der Fotograf

Maxime Lindenbaum (24) widmet sich seit 10 Jahren leidenschaftlich der Fotografie. Was als Hobby in der Schule begann, entwickelte sich bald zu einer echten beruflichen Perspektive. Ein Ausbildungsplatz beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe ermöglichte es Maxime, sein Handwerk zu professionalisieren und sein fotografisches Profil zu schärfen. Im Sommer 2024 schloss er die Ausbildung erfolgreich ab.

Mit dem Gesellenprojekt „Farbe & Beton“ stellt Maxime sein handwerkliches Können unter Beweis. Die Idee zu seiner ersten eigenen Fotodokumentation kam ihm bereits während der Ausbildung. „Die Kunstform der Street-Art hat mich seit jeher angesprochen. Dass jedoch in der Region Westfalen-Lippe so viele Murals durch Auftragsarbeiten, freie künstlerische Initiativen und Street-Art Festivals realisiert werden, war mir vor der Fotodokumentation nicht in diesem Ausmaß bewusst. Als ich mich näher mit den Murals und ihrer Geschichte beschäftigt habe, kam schnell der Gedanke: Das ist was Besonderes, das muss ich fotografisch festhalten“.

Gesagt, getan: Sechs Monate begab sich Maxime mit seiner Kamera auf die Suche nach den „wildesten, buntesten und abgefahrensten“ Motiven. Dabei waren es die Begegnungen mit den Menschen, die er während seiner Dokumentation besonders schätzte: „Kunst im urbanen Raum heißt immer auch, da sind Menschen, die mit dieser Kunst interagieren. Die Bewohner:innen der Viertel, in denen die Kunstwerke zu sehen sind aber auch die Künstler:innen, die die Motive speziell für diese Ort entwickelt haben. Mit ihnen zu sprechen hat meine Sicht auf die Bilder stark geprägt.“

Auch nach dem Gesellenjahr beim LWL bleibt Maxime seiner Leidenschaft für expressive Motive, kreative Ausdrucksformen und besondere Geschichten treu. Seit einigen Jahren schon widmet er sich neben der Ausbildung der People & Fashion-Fotografie. Hier will er nun weiter Fuß fassen.