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Auf Spurensuche in Westfalen – Jugendliche entdecken jüdisches Leben

Ein Beitrag von Marita Bräker

Es ist Freitagnachmittag. Vor den Fenstern des Jugend-Droste Hauses in Verl ist es längst dunkel geworden. Aber die 10 Jugendlichen in dem großen Gruppenraum arbeiten noch hoch konzentriert. Heute findet der Workshop „Filmen mit dem iPad“ statt. Mit dem neu erarbeiteten Wissen wollen die Jugendlichen zwei Kochabende zu jüdischen Feiertagen dokumentarisch begleiten, Interviews führen und am Ende einen Film produzieren.

25 Projektgruppen schickt das LWL-Medienzentrum für Westfalen zum Themenjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland aktuell auf Spurensuche.

Das Projekt „Jüdisch hier – mediale Spurensuche in Westfalen“ ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ mit seiner Geschäftsstelle in Köln organisiert und koordiniert. Gemeinsam mit dem Verein fördert auch die LWL-Kulturstiftung das Projekt als eines von 24 Projekten im Rahmen des Förderschwerpunktes „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.  

Im eigenen Ort erkunden die Projektgruppen jüdisches Leben, besuchen alte Friedhöfe und neue Synagogen, Stadtarchive und Museen und kommen mit Jüdinnen und Juden ins Gespräch. Die Ergebnisse der Recherche dokumentieren die Kinder und Jugendlichen in kreativen Medienprodukten. So entstehen Podcasts, Texte, virtuelle Karten oder, wie in Verl, ein Dokumentarfilm.

Als das Projekt im April 2021 starten sollte, war in vielen Schulen die Unsicherheit noch groß. Geht das? Mit Wechselunterricht oder gar ganz aus dem Homeschooling heraus? Wo können wir schon anfangen? Doch die Motivation war hoch und auch wenn nicht überall gleich ein Start möglich war, sind mittlerweile alle Gruppen in Westfalen aktiv unterwegs. Auch erste Ergebnisse gibt es schon: Die Gruppe des Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasiums aus Münster hat eine virtuelle Karte zum jüdischen Leben in Münster erstellt. (https://padlet.com/juedischhier/dwwtw7usksk9cnpo). Ungefähr ein Drittel aller Projektgruppen arbeitete mit der App BIPARCOURS von Bildungspartner NRW, mit der interaktive Stadtrundgänge erstellt werden können. Schüler:innen der Hildegardis-Schule erarbeiteten damit z.B. einen Rundgang durch Bochum (https://biparcours.de/bound/VersuchHildegardis). Und an der Städtischen Realschule Lemgo ist gerade der erste Kurzfilm des Projektes fertig geworden. Die Ergebnisse aller Projektgruppen werden auf der Website www.juedischespuren.lwl.org gesammelt und präsentiert.

Unterstützt wurden und werden die Gruppen von Archiven, Museen, Gedenkstätten und jüdischen Gemeinden, die die Kinder und Jugendlichen bei der Recherche beraten und Einblicke in jüdisches Leben heute und gestern geben. Auch die kommunalen Medienzentren spielen eine wichtige Rolle und verleihen Technik für die Medienproduktion. Bei Bedarf unterstützt das LWL-Medienzentrum die Gruppen außerdem durch die Organisation von medienpädagogischen Workshops.

Mittlerweile haben für die betreuenden Lehrkräfte zwei digitale Netzwerktreffen stattgefunden. Beide Male war die Freude am Austausch groß. „Das Projekttreffen war sehr bereichernd. Man hat Einblicke in die verschiedenen Projekte bekommen und es wurde Input geboten. Und manche Ideen wachsen ja auch erst im Austausch.“, fand Dr. Andrea Kolpatzik, die mit ihrer Gruppe vom Märkischen Gymnasium Hamm an einem Film zu antisemitischen Codes in Graffitis arbeitet.

Bis zum Beginn der Osterferien haben die Gruppen noch Zeit, ihre Arbeiten abzuschließen. Am 9. Juni sind dann alle Gruppen nach Münster zu einer Abschlussveranstaltung eingeladen, bei der alle Projekte präsentiert und gewürdigt werden.

Rückfragen bitte an:
Marita Bräker
Medienbildung
E-Mail: marita.braeker@lwl.org

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